Vereins-Chronik
Geschichte des Turnvereins Oberneuland e.V. von 1889
1889 - 1919
Als den Urheber des Gedankens, auch in Oberneuland in einem Verein die Ideen des Turnvaters Friedrich Ludwig Jahn in die Tat umzusetzen, müssen wir den Lehrer Werner Roßmann bezeichnen..
Mit Heinrich Hilken, Wilhelm Jäger, Thomas Behrens, Friedrich Mowitt und H. Möhlenbrock gründete er im August des Jahres 1889 den Turnverein Oberneuland.
Unter der Leitung von Werner Roßmann turnte man in Mowitts Tanzsaal (spätere Centralhalle) pünktlich und regelmäßig an einigen wenigen Geräten, um den Körper zu kräftigen und aus Freude an der Bewegung. Wenn auch die ersten kleineren Geräte (Schaukelringe und Sprunggestell) noch aus dem Beitrags- aufkommen finanziert werden konnten, so bedurfte es zur Anschaffung der folgenden größeren Geräte (Reck, Barren, Pferd und Bock) schon einer besonderen Sammlung, die dem Verein 200 RM brachte. Durch diese Neuanschaffungen wurden der Turnbetrieb abwechslungsreicher, der Turnplan geregelter und die Mitgliederzahlen größer. Erster Vorsitzender und zugleich Turnwart wurde Werner Roßmann, Kassenwart Wilhelm Jäger, der dieses Amt übrigens 35 Jahre bis 1923 innehatte.
Protokolle wurden in den ersten Vereinsjahren nicht geführt, was wir von damals wissen, geht auf mündliche überlieferung der Mitbegründer und folgenden Mitglieder zurück. Einige interessante Einblicke bietet noch das bis heute erhaltene Kassenbuch aus dem Jahre 1889. Der damalige bescheidene Vereinsbeitrag von monatlich RM -,30 war immerhin mehr als ein Stundenlohn eines Facharbeiters und entspricht demnach durchaus unseren heutigen Verhältnissen. 1892 konnte unsere heute noch gut erhaltene Vereinsfahne erstellt und geweiht werden, ein Ereignis, das auch die Bewohner unseres damaligen Dorfes Oberneuland-Rockwinkel mobilisierte. Für ihre „tatkräftige" Unterstützung bei dieser Gelegenheit wurden seiner Zeit die Herren Huchting, Kämena, Plate und Brinkmann die ersten Ehrenmitglieder des Vereins.
Werner Roßmann leitete den Verein bis 1894. Sein Nachfolger war Hinrich Schumacher, der übrigens selbst ein hervorragender Turner war, wie denn auch dessen Nachfolger Hinrich Plate-Busch zu den tüchtigen Aktiven des Vereins zählte. Seine Amtszeit dauerte von 1902 bis 1909.
In den Jahren 1900 und 1909 wurde in Oberneuland das Verbandsturnfest gefeiert. Verbandsturnwart war beim 2. Fest unser Mitglied Eduard Behrens, der nicht nur hier sein Können und Organisationstalent unter Beweis stellen konnte. Ebenfalls im Jahre 1909 wurde von Johannes Backhoff, Heinrich Loges, Hermann Bredehorn und D. Karl Vogel für ältere Turner die erste Altersriege gegründet, die zwar in den ersten Jahren einen guten Zuspruch hatte (20 Mitglieder), jedoch nach dem 1. Weltkrieg - durch die im Kriege gefallenen Turner - eine starke Einbuße erlitt.
Erst 1927 fing man von vorne an und gab dieser Riege dann den Namen „Jahn-Riege", den sie noch bis heute führt. Von der ursprünglichen regen Tätigkeit dieser Riege blieb heute infolge überalterung noch jener fröhliche Teil der wöchentlichen Turnstunde, der bei anregendem Gespräch und manch anderer Gelegenheit am Turnerstammtisch endet.
Vier wichtige Daten sollten hier besonders festgehalten werden, weil die Gründung jener neuen Abteilungen in damaliger Zeit schon etwas Besonderes war:
Oktober 1910 die Gründung der Knabenabteilung, nachdem der erste Versuch in dieser Richtung 1891/92 gescheitert war; November 1910 die Gründung der Mädchenabteilung und Januar 1911 die Gründung der Damenabteilung. Wie schwer es gerade diese Abteilung hatte, den vielen Vorurteilen jener Zeit zu begegnen, zeigt die Tatsache, daß sie bald wieder eingegangen wäre, wenn nicht der Leiter, Herr Loggis, und 3 getreue Turnerinnen, unter ihnen unser Ehrenmitglied Mimi Göttsche geb. Döhle, wacker ausgeharrt hätten. Die Abteilung zählte dann auch bald wieder 29 Mitglieder.
Im Jahre 1912 wurde dann unser Spielmannszug gegründet. Viele Jahre hat er uns auf Turnfesten und Wanderungen mit seinen flotten Märschen begeistert und erfreut. Heute ist er durch den 1967 gegründeten Musikzug erheblich erweitert und leistungsfähiger geworden. Schon 1931/32 hatten wir einen Knabenspielmannszug, der außerordentlich leistungsfähig war. Jetzt spielen in unserem Spielmannszug eine ganze Reihe von Jungen und Mädchen.
Wenn noch ab 1909 auf dem Rasen in „Höpkens Ruh" sonntäglich Spiele durchgeführt wurden, so gelang es durch Pachtung, den Spielplatz an der Mühlenfeldstraße zu erwerben und zur Freude des gesamten Vereins am 10. August 1911 mit dem ersten Sommerfest einzuweihen. Als dieses Gelände 1937 verkauft wurde, war es dem Verein nicht möglich, gegen das hohe Gebot des Staates mitzuhalten und ihn käuflich zu erwerben. Es hätte uns in späterer Zeit viel ärger um dieses Gelände erspart.
1914 zählte die Hauptabteilung (Kinder unter 14 Jahren wurden noch nicht als Vollmitglied aufgeführt) 97 Mitglieder. Der 1. Weltkrieg störte während seiner Dauer und erst recht später 1919 zunächst erheblich das Vereinsleben. 26 junge Männer kehrten aus dem blutigen Völkerringen nicht zurück. Zu ihren Ehren hing bis zum Ende des 2. Weltkrieges eine vom Architekten Hans Haering entworfene Namenstafel in der Turnhalle an der Mühlenfeldstraße. Sie wurde, wie auch die sogenannten hölzernen Siegertafeln, mit den Namen der Turnfestsieger ein Opfer des Holzwurmes.