Vereins-Chronik
Geschichte des Turnvereins Oberneuland e.V. von 1889
1920 - 1932
Der Neubeginn nach dem 1. Weltkrieg war stürmisch und nicht immer problemlos. Der Versuch einiger Mitglieder, den Verein aus der Deutschen Turnerschaft zu lösen und dem Arbeiter-Turn- und Sportbund anzugliedern, scheiterte. Dafür wurde aber der Betrieb erheblich lebhafter und recht vielseitig. Das Turnen verlor seine bis dahin so viel getadelte Exaktheit und Starre und wurde jetzt besonders durch die Spiele und die Leichtathletik stark aufgelockert und bereichert. Der Bau der Turnhalle an der Mühlenfeldstraße 1928 durch die Gemeinde gab dem Vereinsleben wiederum einen starken Auftrieb.
Höhepunkt dieser glücklichen Zeit zwischen den beiden Weltkriegen war 1932 das glanzvolle 32. Verbandsturnfest in Oberneuland, auf dem der Verein neben Mannschafts- und Staffelsiegen nicht weniger als 40 Einzelsieger stellte. Ebenso erfolgreich war die 1. Herren-Schlagballmannschaft, die bis zum Beginn des Krieges 1939 in der höchsten Leistungsklasse recht erfolgreich spielte.
1933 - 1945
Nur wer die Zeit des Nationalsozialismus von 1939 bis 1945 selbst im Verein miterlebt und aktiv mitgearbeitet hat, kann ermessen, mit wie vielen Hindernissen und Geboten man fertig werden mußte. 1945 Wenn es zunächst noch gelungen war, durch die Bildung einer Turnerwehrgruppe die Jugendlichen im Verein zu halten, so wurde dem durch das Verbot dieser Einrichtungen in der Deutschen Turnerschaft bald ein Ende gesetzt. Jungvolk und Hitlerjugend entzog uns unseren Nachwuchs ebenso wie Jungmädel und B.D.M. Die Männer konnte man dadurch halten, daß es gelang, den Turnbetrieb mit der SA gemeinsam unter unserer Leitung durchzuführen.
Trotz all der vielen Querelen hatte bis zum Beginn des 2. Weltkrieges der alte Turngeist recht wenig gelitten, der Bestand des Vereins war jederzeit gesichert. Der 2. Weltkrieg machte dann allem ein Ende. 32 Turnbrüder kehrten aus dem sinnlosen Völkerkampf nicht zurück. Die Turnhalle war besetzt, der Turnplatz teilweise durch Kartoffelmieten unbrauchbar geworden. Zu alledem wurden 1945 alle Vereine aufgelöst und jeglicher Turn- und Sportbetrieb durch die Besatzungsmächte verboten.
Auf Anregung von Frau Senator Mevissen, die mit einigen Vereinsmitgliedern (Eduard Behrens, Johannes Junge und Heinrich Reinkelürs) eine Vorbesprechung führte, fand am 30. Dezember 1945 mit 86 Turnerinnen und Turnern die Neugründung des Vereins unter der vorgeschriebenen Bezeichnung „Turn- und Sportgemeinschaft Oberneuland" statt. Die Leitung dieser „Interessengemeinschaft" übernahm unser damaliger Ehren- vorsitzender Eduard Behrens, der schon von 1921 bis 1930 den Verein geleitet hatte.
1947 - heute
Bereits am 28. Mai 1947 nahm der Verein seinen alten Namen - „Turnverein Oberneuland e.V." - wieder an. Im gleichen Jahre wurde die Turnhalle an der Mühlenfeldstraße wieder frei, und es ging heute langsam aber stetig wieder aufwärts.
1948 wurde als erste neue Abteilung des Vereins die Tischtennisabteilung aufgebaut. Es sollten in den sechziger und siebziger Jahren noch viele weitere Abteilungen folgen: 1967 Prellball, Korbball, Mutter und Kind-Turnen und der Musikzug;1968 Volleyball; 1970 Tanzsport; 1971 Schach und Ballett; 1973 Basketball und Ehepaarturnen; 1974 Mädchenhandball; 1977 Jazzgymnastik und 1978 Orthopädisches Turnen, Sonderturnen und Seniorengymnastik mit Schwimmen.
Diese große Vielfalt im Betrieb des Vereins sollte in den Jahren der stürmischen Entwicklung des Vereins nach 1967 von besonderer Bedeutung werden, war sie doch für den interessierten Bürger oder Jugendlichen ein breitgefächertes Angebot für seine turnerische, spielerische und sportliche Betätigung.
Verlief die Arbeit im Verein von 1949 bis 1966 unter dem Vorsitz von Hermann Wieters noch in gewohnten Bahnen und ohne besondere Höhepunkte, so endete diese Zeit der Ruhe in dem Augenblick, als in den Randgebieten Oberneulands, nämlich in Blockdiek und im Leher Feld, aber auch in Oberneuland selbst, eine lebhafte Bautätigkeit die Einwohnerzahl im Wirkungsbereich des Vereins beträchtlich vermehrte.
Die Urheber einer wirkungsvollen, aber wenig aufdringlichen Werbeaktion im ganzen Bereich, Manfred Kremp, Elard Westphal und Hermann Wieters, waren über den Erfolg ihrer Arbeit mehr als erstaunt, denn in den nun folgenden 10 Jahren stieg die Mitgliederzahl des Vereins von etwa 500 im Jahre 1967 auf 2500 im Jahre 1976, d. h. auf das Fünffache.
Es war bei dieser ungewohnten Größe schon von besonderer Bedeutung, daß auf Anregung von Hermann Frese im Juni 1949 die Herausgabe einer Vereinszeitung beschlossen wurde. Dieses „Oberneulander Turnblatt", es besteht jetzt 62 Jahre, wird durch die Vereinsbeiträge und Inserate finanziert und präsentiert sich sowohl vom Inhalt als auch vom Ansehen her in einer modernen und anerkannt guten Verfassung. Sie ist bis heute das große
bindende Glied zwischen den vielen Abteilungen, zwischen den Mitgliedern, ihren Angehörigen und dem Vorstand des Vereins und daher für uns unendlich wertvoll und unentbehrlich.
Und noch ein besonderes Ereignis aus der Zeit vor 1967 sei hier noch erwähnt. Es war die Feier unseres 75jährigen Jubiläums, die in würdiger und feierlicher Form auf dem Turnplatz und im kirchlichen Gemeindehaus begangen wurde. 1914 konnte durch den Ausbruch des 1. Weltkrieges, 1939 durch den des 2. Weltkrieges keine Jubiläumsfeier veranstaltet werden. Anläßlich der Feier 1964 wurde anstelle der alten Ehrentafel für unsere Gefallenen von 1914-1918 und von 1939-1945 auf dem Turnplatz an der Mühlenfeldstraße inmitten einer Birkengruppe unser neues Ehrenmal aus 3 Findlingen eingeweiht. Die Inschrift auf dem großen Stein lautet: „In Ehrfurcht und Dankbarkeit" TV Oberneuland 1964; auf dem kleinen Stein links: „1914-1919" und rechts: „1939-1945".
Der Wandel des Vereins vom kleineren, fast reinen Turnverein zu einem Großverein mit über 2500 Mitgliedern mit vielen Abteilungen, die nicht nur im Deutschen Turner-Bund (DTB) sondern gleichzeitig in einer ganzen Anzahl von anderen Fachverbänden organisiert sein mußten, brachte zwangs- läufig eine Fülle von Problemen und Schwierigkeiten mit sich, die es fortan zu meistern galt. Diese rasche Entwicklung war nur zu verkraften, wenn der Verein modern gegliedert und geleitet wurde, er ein interessantes und vielseitiges Angebot in den Übungsgruppen machen konnte und gute und verantwortungsbewußte Fachwarte, Abteilungs- und Übungsleiter zur Verfügung standen. Diese Anforderungen hat der TV Oberneuland in intensiver Arbeit seither voll erfüllen können.
1974 gibt sich der Verein eine neue, anerkannt moderne Satzung, die es ermöglicht, die Vielfalt unter einen Hut zu bringen und den Verein zweckmäßig zu leiten und zu verwalten. Trotzdem blieben und bleiben auch in Zukunft eine Menge Wünsche offen und Schwierigkeiten zu bewältigen.
Das vielseitigere und bessere Angebot im Turn-, Spiel- und Sportbetrieb hatte seinen Preis, d. h. höhere aber bei der allgemeinen wirtschaftlichen Lage in Deutschland vertretbare Beiträge waren die Folge. Die Verwaltung des Vereins, insbesondere der Beitragseinzug, ließ sich nicht mehr ehrenamtlich nebenbei, sondern nur noch mit Hilfe einer von Schreibkräften besetzten Geschäftsstelle und der EDV bewältigen.
Schwierigkeiten bereiten bei unserem vergrößerten Angebot und Bedarf der immer größer werdende Mangel an Übungsstätten, an Hallen für den Spielbetrieb und einem geeigneten Sportplatz für Leichtathletik und Sommerspiele. Die wenigen Möglichkeiten im Ortsamtsbereich reichen bei weitem nicht aus, auch wenn die Sporthalle und die Schwimmhalle der Klinik Dr. Heines etwas Erleichterung, aber auch höhere Nutzungskosten brachten. Immer zwingender zeigt sich, daß Oberneuland eine Großturn- oder Spielhalle und eine Bezirkssportanlage alsbald dringend gebraucht, wenn der TVO nicht in steigendem Maße und oft zum Mißvergnügen der benachbarten Vereine auf die Übungsstätten in den angrenzenden und benachbarten Bereichen angewiesen bleiben soll.
Die starke Vergrößerung des Vereins und die auch räumliche Ausweitung des Betriebes. des Vereins hat in mancher Hinsicht einen Strukturwandel nach sich gezogen. Mancher großen und umfassenden Gemeinschafts- veranstaltung des gesamten Vereins, wie unserem alten Sommerfest mit mehreren hundert Wettkämpfern und anderen Mitwirkenden, mag man heute wohl nachtrauern. Trotz aller Schwierigkeiten, viele Abteilungen zu einer gemeinsamen Veranstaltung zu vereinigen, muß hier festgehalten werden, daß sich der TVO oft genug vor der öffentlichkeit und für die Gemeinschaft betätigt hat. Allerdings verlagerten sich die Gemeinschaftsveranstaltungen mehr und mehr vom Gesamtverein auf die einzelnen Abteilungen. Das, was einst als echter Turner- und Sportsgeist gepriesen wurde und den gesamten Verein in einer Zeit, wo noch jeder jeden kannte, vereinte und beseelte, das hat sich mehr auf die einzelnen Abteilungen verlagert und treibt dort auf recht kameradschaftliche und freundschaftliche Weise wie eh und jeh seine Blüten.
Eine überarbeitete Chronik, die auch auf die jüngere Vergangenheit eingeht, folgt in Kürze.